Bemerkenswerte IWF-Studie: Umverteilung in Deutschland als bedeutendes Krisenmoment in Europa
Damit sich die Wirtschaft in Europa normalisiert, muss Deutschland die Lokomotive spielen. Doch das Land verkauft mehr an andere Länder als es von ihnen kauft. Es hat einen Ertragsbilanzüberschuss. Dieser Blog hat schon früher darauf hingewiesen, dass Deutschland ein Kaufkraft- und Konsumproblem hat. Der Anteil der verfügbaren Haushaltseinkommen und des Privatkonsums am BIP ist stark gesunken.
Der internationale Währungsfonds hat dieses Problem in seinem neusten Bericht über Deutschland im Detail analysiert. Die Ergebnisse sind besorgniserregend und rufen nach einem raschen Kurswechsel in der Politik.
Wesentliche Ursache dieser Entwicklung ist eine starke Umverteilung der Einkommen. Insbesondere die Eigentümer der deutschen Firmen haben profitiert. Seit rund 15 Jahren stiegen die Gewinne namentlich auch in den Firmen in Familienbesitz. Die tiefen und mittleren Löhne hinkten der Wirtschaftsentwicklung hinterher - auch weil die Gewerkschaften diesem Trend zu wenig entgegenzusetzen hatten.
Die Folge: Die oberen Vermögensklassen wurden reicher. Die tiefen und mittleren Einkommensschichten hatten hingegen vergleichweise weniger verfügbares Einkommen. Dazu kam eine Steuerpolitik, welche sich tendenziell zugunsten der Firmeneigentümer auswirkte. Es lohnte sich, mehr Gewinn in den Firmen zu belassen. Weil weniger ausgeschüttet wurde, nahm der Anteil des verfügbaren Einkommens am BIP hingegen ab.
Die unteren Einkommensschichten können weniger sparen und müssen einen grösseren Teil ihres Einkommens ausgeben. Daher führt eine solche Umverteilung von den unteren Löhnen zu den (oberen) Kapitaleinkommen dazu, dass die Konsumausgaben weniger stark wachsen.
Wirtschaftspolitisch ist der Handlungsbedarf entsprechend gross. Vor allem die Löhne müssen steigen. Gewerkschaft und Politik spielen hier eine Schlüsselrolle.
Mit diesem Beitrag verabschiedet sich der Blog in die Sommerpause.
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