Lohnpolitische Wende, damit der Aufschwung bei den Leuten ankommt
Den Wirtschaftsaufschwung kennen viele nur aus der Zeitung. Denn in bei den Löhnen ist er vielerorts noch kaum angekommen. In einem Teil der Industrieländer wie Spanien, Belgien, Niederlande aber auch der Schweiz sind die realen Durchschnittslöhne zwischen 2015 und 2017 sogar gesunken. Das zeigen die Länderstatistiken der OECD. Aufwärts geht es in Frankreich und in Deutschland. Aber auch hier sind die Reallohnerhöhungen mit 1.2 und 1.3 Prozent nicht gewaltig. Zumal Deutschland bis vor noch nicht allzulanger Zeit sogar eine Lohnsenkungspolitik verfolgt hat.
Die Makroökonomen klagen, dass die Teuerung nicht sichtbar wird. Und dass deshalb die Zentralbanken ihre Zinsen trotz Aufschwung tief lassen – insbesondere in der EU. Angesichts der anämischen Lohnentwicklung ist das kaum überraschend. Dazu kommt, dass der Private Konsum bisher mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung nur teilweise Schritt gehalten hat.
Es ist höchste Zeit, grundsätzlich über die Lohnpolitik nachzudenken. Die Forderung der Arbeitgeberkreise, aber auch – zumindest früher – der internationalen Organisationen IWF u.a., die Löhne aus Gründen der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit nicht zu erhöhen, ist von der Realität widerlegt.
Eine Wirtschaft, die nicht bei den Leuten ankommt, hat keine Zukunft – weder ökonomisch noch politisch. In den kommenden Jahren braucht es eine lohnpolitische Wende. Getragen vom Bewusstsein, dass die Löhne ein positiver Wirtschaftsfaktor sind. Sie sorgen für Nachfrage und sie fördern Innovationen und Produktivitätsanstrengungen. In diese Richtung gehen auch die neueren Überlegungen von IWF und OECD.
Massnahmen sind u.a. deutliche generelle Lohnerhöhungen. Aber auch die Förderung von Gesamtarbeitsverträgen und Mindestlöhnen. Oder die Beseitigung des Lohnrückstandes der Frauen.
Jährliches Wachstum der realen Durchschnittslöhne 2015 bis 2017
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