Mehr Lohn und weniger Arbeitslosigkeit: Eine bessere Beschäftigungssituation der jungen Generation nützt auch der AHV
Die Finanzen der AHV hängen stark von der Lohnentwicklung ab. Die AHV wird nämlich zu fast drei Vierteln aus Lohnbeiträgen finanziert. Je besser daher den Arbeitnehmenden geht, desto besser geht es der AHV. Die übrigen Einnahmen kommen vom Bund – im Wesentlichen über den Bundesanteil und die Mehrwertsteuer. Je nach Anlagejahr erwirtschaftet der AHV-Fonds zusätzlich noch 1 bis 2 Mrd. Fr. Rendite.
Leider wird diese starke Abhängigkeit der AHV von der Lohn- und Beschäftigungssituation kaum thematisiert. Ein grosser Teil der Politik und der Medien dämonisiert die demografische Alterung als etwas Unausweichliches. Sie jagen der Bevölkerung Angst ein, indem sie den Kollaps der AHV beschwören, wenn keine Leistungskürzungen gemacht würden.
Doch der Handlungsspielraum ist viel grösser. Hierzu ein einfaches Beispiel. Viele Firmen sparen Lohnkosten, indem sie Lehr- und StudienabgängerInnen nur im Praktikum anstellen – grob geschätzt rund 2000 Fr. pro PraktikantIn und Monat. Die Zahl der Praktika hat sich in den letzten knapp 20 Jahren verdoppelt; auf rund 50‘000 pro Jahr. Würden die Firmen die Hälfte der PraktikantInnen regulär fest anstellen, gäbe das rund 600 Mio. Fr. mehr Lohn. Und somit rund 50 Mio. Fr. Mehreinnahmen für die AHV.
Natürlich wären diese 50 Mio. Fr. nur ein kleiner Beitrag an die AHV-Finanzen. Damit es richtig einschenkt, müssen die Löhne insgesamt steigen. Das geschieht, indem entweder mehr Leute berufstätig sind. Oder indem die Löhne der Berufstätigen erhöht werden.
Die Unterbeschäftigung in der Schweiz ist besorgniserregend. Gemäss den Bundesstatistikern sind in der Schweiz über 800‘000 Personen auf Arbeitssuche. Entweder als Erwerbslose oder als Teilzeitangestellte, die ein höheres Pensum brauchen. Sie suchen insgesamt rund 300‘000 Vollzeitstellen. Dazu kommen grosse Geschlechterunterschiede bei der Erwerbsarbeit. Die Frauen leisten rund 3.1 Mio. bezahlte Arbeitsstunden, gegenüber 4.9 Mio. bei den Männern. Diese Differenz entspricht rund 800‘000 Vollzeitstellen.
Auch bei den Löhnen gibt es Nachholbedarf. Die Reallöhne sind seit 2017 im Krebsgang. Das ist auch Gift für die AHV-Finanzen. Jedes Prozent Lohnanstieg bringt der AHV etwas mehr als 300 Mio. Fr. an zusätzlichen Einnahmen. Aus heutiger Sicht schon fast spektakulär waren die Reallohnanstiege von ca. 1950 bis Anfang der 1970-Jahre, als Reallohnzuwächse von 2 Prozent und mehr die Regel waren.
Reallohnwachstum in Prozent (Lohnindex)
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