Grobe Schätzung der Kosten aus der Frankenüberbewertung über einen Vergleich Schweiz/Deutschland: 25 Mrd. Fr. pro Jahr
Die Schweiz und Deutschland sind nicht nur geografisch Nachbarn. Sondern sie sind auch wirtschaftlich verwandt. Beide Länder produzieren qualitativ hochwertige Produkte für den Weltmarkt. Einzig bei der Bedeutung der einzelnen Produktegruppen gibt es gewisse Unterschiede. Die Schweiz ist stärker in Pharma, Finanzen und Uhren. Die Deutschen in der Autoproduktion.
Es überrascht deshalb nicht, dass sich die Wirtschaften der beiden Länder meistens ziemlich im Gleichschritt entwickeln. Das zeigt ein Vergleich des Bruttoinlandproduktes pro EinwohnerIn (Pro-Kopf-BIP) über die letzten 20 Jahre. Solange sich der Franken gegenüber der früheren D-Mark bzw. später gegenüber dem Euro nicht stark auf- oder abgewertet hat, war die Entwicklung des Pro-Kopf-BIPs weitgehend deckungsgleich. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 liegen die beiden Linien in der Grafik unten beinahe aufeinander. Danach gehen sie auseinander. Im Jahr 2009 erleidet Deutschland zunächst einen stärkeren Einbruch als die Schweiz, weil seine Exportindustrie von der Finanzkrise stärker getroffen wird. Danach gerät die Schweiz stark in Rückstand. Wegen der Frankenüberbewertung.
Ende 2009 lag der Franken-Euro-Kurs noch bei rund 1.50. Dann setzt eine historische Aufwertung ein. Auch weil die Nationalbank widersprüchliche Signale aussendet, welchen Franken-Euro-Kurs sie noch toleriert. Im August 2011 erreicht der Franken gegenüber dem Euro einen Kurs von fast 1:1. Erst mit der Einführung des Mindestkurses von 1.20 Fr./Euro im September 2011 kehrt wieder etwas Ruhe ein. Doch der Schaden in der Schweiz ist bereits angerichtet. Die Einkommen in Deutschland sind bereits um 3 Prozent stärker gewachsen als in der Schweiz. Es ist eine Schere aufgegangen.
Nach der Aufhebung des Mindestkurses im Januar 2015 verliert die Schweiz weiter an Terrain. Während das Pro-Kopf-BIP in Deutschland um 1.1 Prozent wächst, ist in der Schweiz Rezession. Das Pro-Kopf-BIP geht zurück. Die Durchschnitts-SchweizerInnen sind „ärmer“ geworden. Die Differenz beträgt zu Deutschland inzwischen rund 4.5 Prozent. Das ergibt eine relativ einfache Schätzung der Kosten aus der Frankenüberbewertung von einem Betrag von jährlich rund 3000 Fr. pro EinwohnerIn oder mehr als 25 Mrd. Fr./Jahr für die gesamte Wirtschaft. Diese Schätzung wäre mit feineren Modellen zu präzisieren. Sie zeigt aber: die Frankenüberbewertung kommt die Schweiz teuer zu stehen.
Pro-Kopf-BIP Schweiz vs. Deutschland (2010=100; Schätzung CH 2015 SGB)
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