Euro-Abwertung: Profite der Überschussländer müssen an Defizitländer gehen
Der Euro hat sich seit Ausbruch der Finanzkrise deutlich abgewertet. Das stimuliert die Exporte der Euro-Länder in Länder ausserhalb des Euro-Raums. Eine Ursache für die Abwertung ist die Panik um die Finanzen in den südlichen EU-Staaten sowie in Irland. Ohne diese Panik wäre der Euro wohl deutlich höher bewertet.
Von dieser Abwertung profitieren aber nicht nur die EU-Staaten, die unter Druck sind, sondern auch Länder mit einem hohen Aussenhandelsüberschuss wie Deutschland oder die Niederlande. Ohne die Panik um den Euro hätten sie diesen Wettbewerbsvorteil nicht. Die deutsche Exportwirtschaft proftiert so von der Euro-Krise, also davon, dass die Griechenland und Irland hohe Defizite haben.
Deutschlands Exporte in die Nicht-Euro-Länder betragen rund 500 Mrd. Euro. Nehmen wir an, dass der Euro für Deutschland rund 10 Prozent unterbewertet ist. Nehmen wir weiter - gestützt auf ökonometrische Schätzungen - an, dass die zehnprozentige Unterbewertung zu um 3 Prozent höheren Exporten führt, würde Deutschland rund 15 Mrd. Euro pro Jahr mehr einnehmen. Nehmen wir noch die anderen Überschussländer der Eurozone dazu (Niederlande u.a.), so kommen ungefähr 30 Mrd. Euro zusammen, die diese Länder der Krise in den südlichen Staaten inkl. Irland "verdanken".
Mindestens diesen Betrag müssten die Überschussländer an die Problemländer überweisen, da sie diesen Teil der Überschusse nur machen können, weil es den anderen schlechter geht. Das ist ein sehr hoher Betrag. Damit wären die Defizite von Griechland und Irland (ohne Aufwendungen für die Bankenrettung) im laufenden Jahr fast gedeckt.
Diese Berechnung illustriert das Ausmass der staatlichen Defizite im gesamten EU-Zusammenhang. Es ist geringer, als man aufgrund der aufgekratzten öffentlichen Diskussion meinen müsste. Mit einem solchen Transfer könnte ev. Zeit gewonnen werden, um zu analysieren, welche Probleme in der Euro-Zone wirklich bestehen. Denn die gegenwärtige Panik ist auch die Folge von viel ökonomischem Halbwissen und einer sehr dürftigen Analyse der Situation.
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