Verkappte Wohneigentumsförderung zeigt Wirkung - volkswirtschaftlich ist das bedenklich
In den letzten 5 Jahren wurden in der Schweiz fast 200'000 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsbestand stieg um rund 5 Prozent.
Ein grosser Teil dieser Wohnungen kam allerdings gar nicht als Mietwohnungen auf den Markt, sondern sie wurden als Eigentumswohnungen verkauft. Im Kanton Zürich waren nur rund 45 Prozent der seit 2001 gebauten Wohnungen und EFH Mietwohnungen (Link). Das im Unterschied zu früheren Jahren: Mehr als 80 Prozent der Wohnungen mit Baujahr 1971 oder älter sind Mietwohnungen. Die Verlagerung von Miet- zu Eigentumswohnungen hat der Anteil der Mietwohnungen am Total der Wohnungen mittlerweile auf 71 Prozent absinken lassen. Und wenn die Entwicklung der fünfzehn Jahre anhält, so wird er früher oder später noch die Hälfte ausmachen.
Die Verlagerung von Miete zu Eigentum hat auch politische Ursachen:
- Vor 1965 war in der Schweiz - ausser im Wallis - in Mehrfamilienhäusern kein Stockwerkeigentum möglich.
- Seit 1990 können Gelder der 3. Säule und seit 1995 Gelder der 2. Säule für den Kauf von Wohneigentum verwendet werden.
- Es wurden vermehrt Vermögen vererbt, was durch die Abschaffung der Erbschaftssteuern für direkte Nachkommen in den Kantonen verstärkt wurde.
Diese Verschiebung zu mehr Wohneigentum ist sozial und volkswirtschaftlich problematisch. Wohneigentum können sich nur Personen mit einem gewissen Vermögen leisten. Leute ohne oder mit nur einem geringen Vermögen finden einen verkleinerten Wohnungsmarkt vor. Volkswirtschaftlich negativ ist, dass die Verbreitung von Stockwerkeigentum in den Agglomerationen zu einer Atomisierung der Eigentumsverhältnisse führt. Umnutzungen (wie z.B. Neuüberbauungen) werden massiv erschwert und verteuert, da mit vielen Parteien verhandelt werden muss. Zudem sind WohneigentümerInnen in Bezug auf ihren Wohnort weniger mobil als MieterInnen. Internationale Vergleiche zeigen denn auch, dass eine höhere Wohneigentumsquote nicht mit einem höheren wirtschaftlichen Wohlstand verbunden ist. Der englische Ökonom Andrew Oswald hat sogar gezeigt, dass Länder und Regionen mit einem bedeutenden Anteil Wohneigentum eine höhere Arbeitslosigkeit aufweisen (Link).
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