Europäische Zentralbank: Vor dem Zinsentscheid besser eigenen Bericht lesen
Der Gang der Schweizer Wirtschaft ist stark abhängig von der konjunkturellen Lage im übrigen Europa. Dementsprechend hat die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine grosse Bedeutung für die Schweiz. Im Juli hat die EZB trotz Anzeichen einer konjunkturellen Verschlechterung und einem Euro, der sich auf historischem Höchststand befindet, die Zinsen von 4 auf 4.25 Prozent erhöht. Seither haben sich die Konjunkturaussichten verschlechtert. Trotzdem hat sie die Zinsen heute unverändert gelassen.
Würden die EZB-Vertreter ihre eigenen Monatsberichte
(Link) lesen, wären sie zu einem anderen Schluss gekommen. Dann darin spricht alles
für eine Zinssenkung.
- Wie bereits in den drei
Vorquartalen haben 40 Prozent der Banken im Euroraum auch im 2. Quartal 2008
auch die Kreditbedingungen für Unternehmen und Haushalten weiter verschärft.
Dies im Wesentlichen durch Erhöhung der Kreditzinsen (S. 24ff). - Die Konjunkturaussichten sind
beunruhigend (S. 54ff.). Die Industrieindikatoren, die Detailhandelsumsätze,
das Konsumentenvertrauen sinken. Die Arbeitslosigkeit steigt. Wegen der
schlechteren Absatzsituation werden die Unternehmen ihre Preise in Zukunft nur
mit Schwierigkeiten erhöhen können. Die gestiegene Arbeitslosigkeit wird das
Lohnwachstum dämpfen. - Der Inflationsdruck ist insgesamt
gering. Die Unternehmen der Eurozone haben ihre Margen in den letzten Jahren
markant ausweiten können. Die Gewinne sind seit 2002 jährlich mit über 4
Prozent gewachsen, während die Löhne nur schwach gestiegen sind (S. 46ff.). Selbst
wenn die Löhne trotz höherer Arbeitslosigkeit stark steigen würden, könnten die
Unternehmen dies mit ihren komfortablen Margen auffangen.
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