Tiefere Steuersätze für Reiche? Steuerausfälle statt mehr reiche Steuerzahler, sagt St. Galler Studie
Reiche mit einem Einkommen von 1 Million Franken und mehr zahlen im Kanton Uri ungefähr gleich wenig Steuern wie die Blochers und Kurers an der Zürcher Goldküste. Der Urner Regierung reicht das noch nicht. Sie will die Steuern vor allem für hohe Einkommen weiter senken und eine Flat-Rate-Tax einführen. Für alle – egal ob arm oder reich - soll im Kanton Uri nach einem Sozialabzug der gleiche Steuertarif gelten. Die Begründung ist wie immer die gleiche: Durch tiefere Steuersätze sollen Leute mit hohen Einkommen angelockt werden. Diese würden Steuersubstrat bringen und so die Ausfälle kompensieren.
Vor diesem Vorpreschen hätte sich die Urner Regierung besser überlegt, warum eigentlich Blocher und Kurer in Anbetracht der tiefen Steuerbelastung nicht bereits heute im Kanton Uri wohnen. Zur Frage, inwiefern die Steuersätze einen Einfluss auf die Wahl der Wohngemeinde einen Einfluss haben, gibt es eine bemerkenswerte Untersuchung für die Schweiz. Die St. Galler Ökonomen Liebig, Puhani und Sousa-Poza (Link) haben anhand von mehr als einer Million Volkszählungsdaten herausgefunden, dass die Steuern nur bei jüngeren Personen (21-35 Jahre) mit mindestens einer Matura als höchstem Schulabschluss eine Rolle spielen, wenn sie sich überlegen, in welcher Gemeinde sie wohnen werden. Bei den übrigen Personen ist der Einfluss der Steuern – wenn überhaupt – nur schwach.
Jüngere Leute - auch mit Universitätsabschluss - haben in der Regel tiefere oder mittlere Einkommen (Link). Die Einkommen steigen mit dem Alter, wenn die Mobilität abnimmt. Wer folglich eine optimale Steuerpolitik machen will, schaut besser auf die Belastung der tiefen und mittleren Einkommen. Und da schneidet der Kanton Uri im Schweizer Vergleich schlecht ab. Allerdings weisen die St. Galler-Autoren darauf hin, dass sich eine Steuersenkung unter dem Gesichtspunkt höherer Steuereinnahmen gar nicht lohnt. Denn auch die jungen Leute lassen sich nur wenig von den Steuern leiten, wenn sie eine Wohngemeinde suchen. Gemeinden und Kantone, welche Steuern senken, laufen deshalb Gefahr, am Schluss rote Zahlen zu schreiben. Tiefere Steuersätze führen dann ganz banal zu tieferen Steuereinnahmen.
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