Lohn-Preis-Spirale: Neues Schreckgespenst gegen berechtigte Lohnforderungen
Die Schweizer Arbeitgeber haben in den
letzten Jahren den ArbeitnehmerInnen ihren Anteil am Aufschwung vorenthalten.
Nun erhalten sie in der bevorstehenden Lohnrunde Schützenhilfe von Vertretern der
Nationalbank (Mitglied des SNB-Direktoriums Thomas Jordan). In einem Interview
in der NZZ am Sonntag warnt Jordan von inflationstreibenden Wirkungen von
Lohnerhöhungen. Es wird sogar damit gedroht, dass die Nationalbank bei einem
vollen Teuerungsausgleich bei den Löhnen eine restriktivere Geldpolitik machen
und damit mehr Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen würde. Dabei ist Lohnpolitik
nicht nur keine Sache der Nationalbank, sondern diese Drohungen beruhen auch
auf einer falschen Analyse.
- Die Löhne haben in den Aufschwungjahren seit 2004 nicht mit der
steigenden Produktivität der Beschäftigten in der Schweiz mitgehalten.
Davon profitiert haben die Arbeitgeber. Weil sie ihre Belegschaften ihren
Anteil am Aufschwung nicht gewährt haben, konnten sie ihre Margen deutlich
ausweiten. Eine Lohnerhöhung in diesem Herbst könnten die Arbeitgeber
problemlos bezahlen, ohne dass sie deshalb ihre Preise erhöhen müssten.
Einzig die Margen würden sich wieder normalisieren. - Die Preise werden von Arbeitgebern gemacht, wer sich Sorgen um
die hohen Preise in der Schweiz macht, bei den Arbeitgebern Druck machen
und nicht bei den ArbeitnehmerInnen. Die Arbeitgeber haben in den letzten
Jahren ihre Preise deutlich erhöht. Während die Konsumentenpreise
beispielsweise 2006 und 2007 um 1.1 bzw. 0.7 Prozent gestiegen sind,
erhöhten die Unternehmen ihre Produzentenpreise im Inland um 2.1 bzw. 2.4
Prozent (Link).
Die Schweizer Arbeitgeber haben insbesondere davon profitiert, dass die
Preise für importierte Konsumgüter viel weniger stark gestiegen sind, als
die Preise für Produkte, die in der Schweiz produziert wurden. Selbst
Firmen, welche die Teuerung voll ausgeglichen haben, haben ihre Margen
durch Preiserhöhungen für ihre Produkte deutlich ausweiten können. - Zahlreiche Unternehmen und Branchen in der Schweiz
profitieren vom höheren Ölpreis. Das sind Rohstoffhändler, Industriefirmen, das
Baugewerbe, der öffentliche Verkehr etc. (s. die Blogeinträge dazu). Wer
verliert, sind die KonsumentInnen bzw. die ArbeitnehmerInnen, die mehr für Heizung und Verkehr bezahlen
müssen.
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